Eichhörnchen

In seinem gesamten Verbreitungsgebiet zwischen Nordspanien und Sibirien lebt das europäische Eichhörnchen vor allem in Nadelwäldern. Im nahrungsarmen Winterhalbjahr ernähren sich die Tiere zumeist von den Samen der Fichten-, Tannen- und Kiefernzapfen. Daher sind Nadelwälder im Winter ein Schlaraffenland für die geschickten Kletterer, die deswegen dort auch keine Vorräte anlegen müssen. Anders in den Laub- und Mischwäldern und in den städtischen Parks und Gärten: Hier sammeln die Eichhörnchen im Herbst Bucheckern, Eicheln und Haselnüsse, um sie im Boden zu vergraben und so in Notzeiten genug zu fressen zu haben. Viele der Verstecke werden jedoch nicht wiedergefunden und die Samen keimen auf und werden zu Bäumen. So tragen Eichhörnchen zur Verjüngung und Ausbreitung des Laubwaldes bei.

Igel

Nächtlich umherwandernde Igel sind ein gutes Zeichen dafür, dass in der Nachbarschaft Naturschutz ernst genommen wird. Als reine Fleischfresser sind Igel auf alles mögliche Kleingetier angewiesen. Käfer, Ohrwürmer, Regenwürmer, Raupen und besonders Nacktschnecken finden sie vor allem in naturnahen Gärten, wo keine Insektenvertilgungsmittel eingesetzt werden. Die nächtlichen Beutezüge der Igel auf Schnecken sind für Hobbygärtner ein Segen. Im Herbst benötigen Igel Reisig- und Laubhaufen, um darin den Winterschlaf zu verbringen. Spannend ist die Paarungszeit der Igel Ende April, Anfang Mai. Dabei umkreist das Männchen das fauchende und schnaufende Weibchen ausdauernd. Das auffällige Ritual wird auch als Igelkarussell bezeichnet und kann bis zu zwei Stunden dauern.

Steinmarder

Steinmarder sind Raubtiere mit Tendenz zum Allesfresser. Mäuse und Ratten in der Nachbarschaft der Steinmarder leben daher selten besonders lange. Als gute Kletterer plündern Steinmarder zwischendurch Vogelnester und naschen gern und ausgiebig von Obstbäumen. Oft übernachten sie in Dachböden, Holzstapeln, hohlen Bäumen und auch unter der Motorhaube von Autos. Als Einzelgänger dulden sie außerhalb der Paarung keine Artgenossen und markieren und verteidigen ihre Reviere vehement. Ärgerlich für die Menschen wird es, wenn ein vom Marder markiertes Auto in der Gegend eines anderen Marders geparkt wird. Solche Autos bekommen dann schnell Besuch von einem eingesessenen Marder, dem der neue Geruch in seiner Domäne gar nicht passt. Der Marder nimmt »Rache« an Zündkabeln, Kühlschläuchen und Gummimanschetten. Und der Autofahrer hat den Ärger und die Reparaturkosten.

Rabenkrähe

Krähen können ganz schön gruselig sein. Besonders wenn sie an manchen Abenden in Massen und mit viel Radau auf den Schlafbäumen in den Parks einfallen. Die großen Gruppen sind der Grund, warum manche Menschen sogar von »Übervermehrung« sprechen und sie am liebsten abschießen würden. Doch der Schein trügt. Bei den Schwärmen handelt es sich meist um nichtbrütende Tiere, die kein Brutrevier finden und am Abend zusammentreffen. Denn die brütenden Rabenkrähen verteidigen ihre Brutreviere vehement und über Jahre. Die ledigen Schwarmvögel vagabundieren herum und sind ausgesprochen findige Allesfresser, die Käfer, Regenwürmer, Aas, Obst und Beeren fressen und vor allem viel Abfall, den sie sich oft direkt aus den Abfallkörben herausholen.

Wildkaninchen

In manchen Parks und Grünanlagen wimmelt es von Kaninchen. Dank ihrer sprichwörtlichen Vermehrungsfreudigkeit werden sie schnell zur Plage, sobald natürliche Feinde wie Füchse und Greifvögel fehlen. Zoologen bezeichnen Kaninchen als »R-Strategen«. R steht für Reproduktion (Vermehrung). Im Gegensatz dazu sind viele größere Säugetiere und viele Raubtiere »K-Strategen«, die sich langsam entsprechend der Möglichkeiten (Kapazitäten = K) ihrer Umwelt vermehren. Die Übervermehrung der Kaninchen verbessert die Kapazität etwa für Greifvögel, Füchse und Wölfe. Wo es in Städten an Raubtieren fehlt und weil Jagd mit dem Gewehr verboten (zu gefährlich) ist, können Kaninchen durch Falkner mit trainierten Greifvögeln und Frettchen (einer Marderart) gejagt werden. Dabei wird das Frettchen in den Bau gelassen. Dort scheucht er die Kaninchen hinaus, geradewegs vor die Fänge des Greifvogels.

Spatz

Der Ausdruck Dreckspatz für den Haussperling hat zwei Ursachen. Erstens lieben Spatzen Staub- und Sandbäder, um sich so von Parasiten zu reinigen. Zweitens hängt ihr Auftreten in Städten direkt mit der Kultivierung der Pferde zusammen. Mit den Pferdekutschen und Droschken nahmen auch die Pferdeäpfel in den Städten zu und damit die Spatzen, die sich daraus die unverdauten Sämereien herauspicken. Die verwinkelte Bauweise in den Städten mit vielen Nischen und Vorsprüngen sorgte über Jahrhunderte für ausreichende Nistplätze mitten unter uns Menschen. Auch als die Pferde verschwanden, blieben die Spatzen bei den Menschen, wo sie von Biergärten, Straßencafés oder Fußgängerzonen als beständige Krümelquellen profitieren. Allerdings erschwert die moderne Hausbauweise mit ihren glatten Fassaden die Brutplatzsuche der Spatzen. In den meisten Gegenden Deutschlands ist der Spatz heutzutage in seinem Bestand sogar bedroht.

Amsel

Mit ihren melodiösen Balz- und Reviergesängen teilt die männliche Amsel schon im Frühjahr ihren potenziellen Partnerinnen und Rivalen mit, wer der Boss im Revier ist. Amseln können in vielen unterschiedlichen Landschaftstypen brüten; auf dem Land, im Wald, aber ganz besonders häufig in der Stadt. Tatsächlich konnten Ornithologen nachweisen, dass die Reviere in der freien Natur 10 bis 100 Mal so groß sind wie in Gärten, Stadtparks und städtischen Friedhöfen. Auch Buchfinken und Rotkehlchen brüten in Städten und Vorstädten in viel engerer Nachbarschaft als auf dem freien Land. Um sich von den Reviernachbarn abzugrenzen, lernen Amseln auch gerne neue Melodien und imitieren Handyklingeltöne und Weckeralarme.

Elster

Von der hohen Dichte an Kleinvögeln in den Vorstädten profitieren auch die Elstern, deren Nahrung zu 10 bis 15 Prozent aus kleinen Vögeln und Eiern besteht. Gut die Hälfte ihres Nahrungsspektrums begleichen die schwarzweißen Vögel aus dem Umfeld der Menschen, etwa von Komposthaufen und Speiseabfällen aus Abfallbehältern. Als echte Allesfresser stürzen sie sich auch auf Schnecken, Regenwürmer und Käfer ebenso wie auf Kirschen und Blumenzwiebeln. Dass sich Elstern von glänzenden Dingen angezogen fühlen, stimmt nicht. Das Gegenteil ist richtig. Bei Experimenten konnte nachgewiesen werden, dass sich die Vögel von glitzernden Dingen während der Nahrungssuche gestört fühlen und diese daher aus dem Weg räumen.

Ratte

In Deutschland gibt es zwei verschiedene Rattenarten, die seltenere Hausratte und die häufig vorkommende Wanderratte, die ursprünglich aus China, Japan und Sibirien stammt. Mit dem zunehmenden weltweiten Segel- und dann Dampfschiffsverkehr des 18. und 19. Jahrhunderts wurde die Wanderratte als blinder Passagier fast überall in die Welt verfrachtet und verdrängte vielerorts die einheimische Hausratte aus ihren angestammten Lebensräumen, den Kellern, Abwasserkanälen und Mülldeponien. Anders als die Hausratten, die im Umfeld der menschlichen Siedlungen leben, sind Wanderratten sehr mobil und pendeln oft hin und her zwischen der freien Natur im Sommer und menschlichen Behausungen im Winter.

Hausmaus

Wie die Wander- und die Hausratte gilt auch die Hausmaus als Krankheitsüberträger. Kein Wunder, dass man ihnr fast überall nachstellt mit Mäusefallen und Gift. Als Zwischenwirt von Bakterien und Viren können Mäuse für die Verbreitung von seltenen Krankheiten sorgen wie Hirnhautentzündung, Tollwut, Lassafieber, Typhus oder Maul- und Klauenseuche - wohlgemerkt: sie können. Längst nicht jede Maus ist ein Infektionsträger. Mäuse sind sogar sehr nützliche Tiere, denn ohne sie hätten viele andere Tiere ein ernsthaftes Problem: Mäuse sind eine ganz wichtige Ernährungsbasis für zum Beispiel Füchse, Marder, Eulen und andere Greifvögel.

Maulwurf

Maulwürfe im Garten sind ein sicherer Hinweis auf Artenvielfalt im Boden. Sie leben ausschließlich von tierischer Nahrung, vor allem von Regenwürmern, Insektenlarven und Käfern. Nur dort, wo viele Kleintiere leben, legen die Maulwürfe ihre unterirdischen Gänge und Bausysteme an und sorgen so (neben den Regenwürmern) für beste Belüftung und Bewässerung des Bodens. Zum Ärgernis vieler Menschen fällt bei den Grabungsarbeiten Aushub in Form von Maulwurfshügeln an. Im Winter werden die Hügel häufiger, weil die Maulwürfe tiefer buddeln müssen, um an Würmer und Maden zu kommen. In der nahrungsarmen Jahreszeit sind Maulwurfshügel ein Magnet für Rotkehlchen und andere Vögel, die sich über das zu Tage geförderte Kleingetier freuen.

Gartenkreuzspinne

Mit fast zwei Zentimetern Durchmesser gehört die Gartenkreuzspinne zu den größten Giftspinnen Deutschlands. Allerdings ist ihr Biss für Menschen nicht gefährlich und dringt wegen der geringen Bisskraft nur selten durch die Haut. Gartenkreuzspinnen gehören zur Familie der Radnetzspinnen. Ihre charakteristischen Netze sind das Erkennungsmerkmal, mit deren Hilfe man die Tiere in Gärten, Waldrändern und Wiesen leicht finden kann. In den kunstvollen Konstruktionen fangen sie Fliegen, Bienen und Wespen. Das Spinnennetz dient auch der Paarung, wobei die kleineren männlichen Spinnen einen Bewerbungsfaden an das Fangnetz knüpfen, um damit bei der Netzeigentümerin »anzuklopfen«, bzw. anzuzupfen. Das Anbandeln klappt meist auch ganz gut, mit dem einen großen Nachteil, dass die Männchen von den weiblichen Spinnen nach der Paarung häufig verspeist werden.

Regenwurm

In Deutschland kommen 46 verschiedene Regenwurmarten vor. Die größten können bis zu 30 Zentimeter lang werden. Ihren Name verdanken die Tiere dem Umstand, dass sie bei Regen aus dem Boden hervorkommen. Es sind die unterirdischen Grabungsarbeiten, die den Regenwurm so wertvoll für die Menschen machen: Durch die langen und weit verzweigten Gänge werden die Erdschichten bis in drei Meter Tiefe belüftet und bewässert. Auch die Durchwurzelung des Bodens wird durch das von den Regenwürmern geschaffene Gangsystem wesentlich erleichtert. In manchen Böden können bis zu 2.000 Würmer pro Kubikmeter leben.

Schnecken

Die Landschnecken lassen sich grob unterteilen in Nacktschnecken und Gehäuseschnecken. Die Nacktschnecken sind Leckermäuler, die vor allem von frischem Grün leben, das von Menschen angebaut wurde, wie etwa Salat, Gurken und Tomaten. Für Igel sind Nacktschnecken eine Delikatesse. Ganz anders die Gehäuseschnecken, die wegen ihrer harten Schalen kaum Fressfeinde haben. Mit einer besonderen Ausnahme: Singdrosseln sammeln sie und schlagen sie solange gegen einen Stein, bis sie ans Fleisch gelangen. Die Gehäuseschnecken fressen neben frischen Wildkräutern vor allem abgestorbene und verrottende Pflanzenteile sowie Pilze und Algen. Mit ihrer feinen Raspelzunge können sie die Algenschichten von Blumentöpfen und Terrassenfliesen ablösen.

Blattlaus

Die Welt im Garten ist keine friedliche Idylle. Gerade in naturnahen Gärten, wo Gift spärlich oder gar nicht eingesetzt wird, ist das Fressen-und-gefressen-werden Alltag. Pflanzen, die nicht gefressen werden, haben gute Chancen, von Blattläusen ausgesaugt zu werden. Die Blattläuse befallen oft massenweise die Pflanzen und können sie sehr schwächen. Für Insekten wie Marienkäfer und diverse Wespenarten, auch für Vögel, sind Blattläuse eine wichtige Nahrung. Der Kot der Blattläuse ist zuckerhaltig und wird auch als Honigtau bezeichnet. Manche Ameisen melken die Blattläuse regelrecht, indem sie die Tiere mit ihren Fühlern »betrillern«, solange bis der süße Saft fließt. Als Gegenleistung verteidigen die Ameisen »ihre« Blattlausherden gegen Fressfeinde wie Marienkäfer.

Marienkäfer

Marienkäfer kommen nahezu weltweit in rund 4.000 verschiedenen Arten vor. In Deutschland sind es ungefähr 80 Arten, wobei jede Art in verschiedenen Farbvariationen auftreten kann. Rot, gelb, schwarz, braun, mit mal mit mehr, mal mit weniger weißen oder schwarzen Punkten. Das knallige Outfit soll vor allem mögliche Feinde warnen: Mäuse, Eidechsen, Vögel, Laufspinnen und die speziell auf Marienkäfer spezialisierte Marienkäfer-Backwespe. Wenn die Warnungen nichts nützen, wehren sich die Marienkäfer gegen Feinde durch Reflexbluten. Dabei sondern sie eine stinkende gelbe Flüssigkeit ab. Gleichzeitig können sich die Tiere tot stellen und ihre Beine wie Flugzeugfahrgestelle völlig einziehen.

Tagpfauenauge

Das Tagpfauenauge gehört zu den Schmetterlingsarten, die noch recht häufig sind. In den Sommermonaten lässt sich diese Art in Gärten und Parks als ein sicheres Zeichen naturnaher Gartenkultur beobachten. Der ausgesprochen hübsche Falter hat einen Hang zur Farbe Lila. Er fliegt im Sommer auf ganz bestimmte Blütenpflanzen wie Thymian, Disteln, Sommerflieder. Um den Tagpfauenaugen und andern Falterarten das Dasein überhaupt zu ermöglichen, sind allerdings nicht nur die nektarspendenden Blütenpflanzen wichtig. Mindestens ebenso wichtig sind spezielle Raupenfutterpflanzen. Bei vier Schmetterlingsarten - Tagpfauenauge, Kleiner Fuchs, Admiral und Landkärtchen - ist die Brennnessel die einzige Raupenfutterpflanze. Hier legen die erwachsenen Falter ihre Eier ab, um sicher zu gehen, dass der Nachwuchs nach dem Schlüpfen auch das richtige Futter zur Verfügung hat. Die Metamorphose (Verwandlung) von der Raupe zur Puppe und dann zum Schmetterling kann beginnen.

Stadtfuchs

Eigentlich in Wäldern und im Grasland zuhause, wird der Rotfuchs immer häufiger auch in stadtnahen Gegenden und sogar mitten in Großstädten gesichtet. Er findet dort ein vielfältiges Nahrungsangebot, das neben Mäusen, Kaninchen, Hühnern, Regenwürmern, Insekten und Obst auch Essensreste von Menschen umfasst. Auch Katzenfutter, das von Menschen eigentlich für die Katzen hinausgestellt wird, nimmt der Fuchs gerne an. Außerdem wird er in Städten nicht gejagt, so dass er sich hier sicher fühlt. Früher galt der Fuchs als Überträger der Tollwut, doch seitdem man in den siebziger Jahren begann, Impfköder auszulegen, ist die Fuchs-Tollwut in vielen Gegenden vollständig verschwunden.